Es ist ein heißer, schwüler Morgen in Parakou, der größten Stadt im Norden von Benin, Westafrika. Ein schier endloser Weg aus rotem Sand führt vorbei an Straßenverkäufern, die Benzin und Früchte anbieten. Er endet an einem grün-weißen Krankenhausgebäude. Hier öffnet gerade ein kleines Mädchen ihre Augen und erblickt zum allerersten Mal ihre Eltern und die Welt um sich herum.
Die sechsjährige Yasmine war eine der ersten Patientinnen, die sich einer lebensverändernden Augenoperation im Hopital Ophthalmologique in St. André de Tinré (HOSAT) unterzogen hat. Das Krankenhaus ist nicht nur das medizinische Zentrum für die Bevölkerung von Nord-Benin, sondern auch Anlaufstelle für Patienten aus den Nachbarländern Nigeria, Niger und Togo. Dennoch fehlten dem Krankenhaus geeignete Behandlungsräume, sowie die erforderliche Ausstattung und Materialien zur Untersuchung und Behandlung von Kindern. Mit der Unterstützung von PM-International und anderen Organisationen konnte das bestehende Krankenhaus renoviert und erweitert werden, damit dort auch kleine Patienten ihr Augenlicht wiedererlangen können.
Diagnose: Grauer Star
Weltweit leiden schätzungsweise 2,2 Milliarden Menschen an einer Sehbehinderung oder sind vollkommen erblindet. Bei einer Milliarde von ihnen hätte die Fehlsichtigkeit verhindert werden können, oder sie wurde noch nicht behandelt. Im Allgemeinen gilt: Je ärmer das Land, desto höher die Gefahr einer Erkrankung.
Die häufigste Form der Blindheit bei Kindern in Entwicklungsländern ist der angeborene Graue Star. In vielen Fällen kann die Ursache der Krankheit nicht genau bestimmt werden. Es wird angenommen, dass neben weiteren Faktoren viele Kinder an Unterernährung leiden. Der Graue Star kann durch einen vergleichsweise kleinen medizinischen Eingriff behandelt werden. Allerdings ist die Augenoperation zur Entfernung der Linsentrübung bei Kindern komplizierter als bei Erwachsenen.
Nicht nur die Behandlung selbst, auch die Voruntersuchung und Diagnose von Grauem Star und anderen Augenkrankheiten erweisen sich bei jungen Patienten als schwieriger. Kinder können bei der Behandlung nicht so gut mitarbeiten wie Erwachsene. Deshalb müssen sie in vielen Fällen unter Vollnarkose behandelt werden. Trotz der Tatsache, dass über 40% der Bevölkerung in Benin unter 15 Jahre alt ist, gab es bislang keine Möglichkeit zur Behandlung von Grauem Star speziell bei Kindern – aber das hat sich nun geändert.
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Wie wir helfen
Ende 2016 nahm ein FitLine-Team an einer „24 h Bike-Challenge“ für wohltätige Zwecke teil. Diese wurde von der „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern“ des Fernsehsenders RTL organisiert. PM-International spendete als einer der Hauptsponsoren der Bike-Challenge 74.000 Euro. Die Spendung kam dem Ausbau des HOSAT-Krankenhauses zugute, die von der Christoffel-Blindenmission (CBM) und dem Hilfswerk der Deutschen Lions koordiniert wurde.
Die Geschichte von Yasmine und Rhamdane
Liz Nelson-Beer aus dem PM We Care Team ist im August nach Parakou, Benin gereist. Dort nahm sie an der Eröffnung der neuen Krankenhausstation teil und konnte sich mit eigenen Augen vom Fortschritt des Projekts überzeugen. Während ihres Besuchs lernte Liz die sechsjährige Yasmine und den neunjährigen Rhamdane und ihre Familien kennen. Sie waren zwei der ersten Patienten in der neuen Station.
Yasmine war zuvor auf beiden Augen blind. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kam sie blind auf die Welt, die Einschränkung ihrer Sehfähigkeit wurde jedoch erst in der Schule diagnostiziert. Trotz ihrer Behinderung meisterte das kleine Mädchen mit dem breiten Lächeln ihren Alltag vorbildlich. Rhamdane hingegen wurde von seinem Lehrer so stark misshandelt, dass er auf einem Auge erblindete. Zu allem Überfluss musste er ein ganzes Jahr die Schule aussetzen, seine einzige Chance auf eine bessere Zukunft.
Liz war dabei, als die Kinder nach der Operation das erste Mal ihre Augen öffneten. Nachdem sie sich von der Operation erholt haben, können sie aber auf eine Wiederherstellung ihrer Sehkraft hoffen.
Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Bei PM We Care steht immer die Hilfe zur Selbsthilfe im Mittelpunkt. Die Spenden von PM-International und anderen Partnern wurden nicht nur zur Errichtung und Ausstattung der neuen Station genutzt sondern auch, um das ansässige Personal zu schulen, beispielsweise in der Kinder-Anästhesie. Dies soll zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, damit das Krankenhaus nach Beendigung des Projekts eigenständig arbeiten kann. Bereits heute wird die Station von einheimischen Augenärzten geleitet.
Durch die Einführung eines neuen Anmeldeprozesses und die Schulung von Gemeindegesundheitshelfern wird sichergestellt, dass auch die kleinsten Patienten von den Vorzügen der neuen Einrichtung profitieren. Die Mitarbeiter kümmern sich um die Anmeldung der Patienten, führen Sehtests durch und verabreichen Medikamente, bevor die Patienten zur Weiterbehandlung in das Krankenhaus überwiesen werden.
In Benin erfreut sich der Voodoo-Kult noch immer großer Beliebtheit. Deshalb klären die Gesundheitshelfer auch über die Prävention und Behandlung von Augenkrankheiten auf. Noch heute bevorzugen viele Eltern den Rat eines Wunderheilers, statt ihre kranken Kinder bei einem modernen Arzt vorzustellen.
Mit der Errichtung der neuen Krankenhausabteilung steht Kindern in Benin eine aussichtsreichere Zukunft bevor. Es gibt jedoch noch immer viel zu tun. Bei PM We Care arbeiten wir jeden Tag hart daran, unsere Vision von einer besseren Lebenssituation für Kinder in Not zu verwirklichen. Weitere Geschichten findet ihr hier.